Learning by doing
Theorie ist gut, Praxis ist besser: Für Schüler*innen sind Einblicke in Berufe eine wichtige Voraussetzung, um die eigene Job-Zukunft zu planen. Umgekehrt profitieren auch Arbeitgebende vom Kontakt zu potentiellen Nachwuchskräften: Sie können Hemmnisse abbauen, Wissenslücken füllen und Stärken präsentieren. Wir haben sieben Beispiele, wie Bremer Unternehmen mit Schulen und Hochschulen kooperieren.
Auslandspraktikum in China
Das Bremer Logistikunternehmen Karl Gross ist Partner der Europaschule Schulzentrum SII Utbremen. Rund 1.800 Schülerinnen und Schüler sind hier auf verschiedenen Bildungswegen unterwegs, um die Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife zu erlangen und gleichzeitig ihre Berufsausbildung zu absolvieren. »Für uns ist die Partnerschaft eine gute Maßnahme, um das Berufsbild der Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung bei der Schülerschaft bekannt zu machen und Karl Gross als potentiellen Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber für diesen Bereich ins Bewusstsein zu rücken«, sagt Dr. Jenny Brettschneider, Head of People & Organization bei Karl Gross. "
Ein konkreter Bestandteil der Kooperation: Das Angebot an Schüler*innen, ein Auslandspraktikum bei der Tochtergesellschaft in Shanghai von Karl Gross Internationale Spedition GmbH zu absolvieren. Auch Exkursionen von Klassen in das Büro vor Ort mit dem Kennenleren des Speditionswesens werden hier möglich gemacht. Auf Wunsch können die Schülerinnen und Schüler der Europaschule Schulzentrum SII Utbremen nämlich auch Chinesisch auf ihren Stundenplan setzen. Gründe dafür gibt es genügend: Chinesisch ist die mit Abstand meist gesprochene Sprache der Welt, eine der Amtssprachen der UNO und wird aufgrund rasanter wirtschaftlichen Entwicklung weltwirtschaftlich und weltpolitisch zur bedeutendsten Nation des 21. Jahrhunderts. »Wir unterstützen das sehr gern, denn es bietet ungen Menschen einen großen Vorteil, wenn sich Schulen in dieser Form engagieren.«
Energie und Wasser erleben
Wo und wie werden in Bremen Strom, Trinkwasser und Fernwärme produziert? Wie fühlt es sich in einem Kraftwerk an? Was passiert mit dem Bremer Müll?
Bei der swb AG haben Besichtigungen ihrer Kraftwerke eine lange Tradition. So lädt das Müllheizkraftwerk in Findorff und das Weserkraftwerk in Hastedt Schüler, Studierende und Interessierte aller Art zu geführten Rundgängen ein. Dabei werden altersgemäß und kurzweilig die Themen Abfallentsorgung, Energiewende und Strom- und Wärmeproduktion in Bremen gezeigt und vermittelt.
Ganz neu kann man auch ein virtuelles und interaktives Wasserwerk in 360°-Panoramen entdecken. Hier wird spielerisch die Bedeutung von Wasser für unser Leben und die Aufarbeitung von Grundwasser zu Trinkwasser gezeigt. Ein öffentlich zugänglicher und virtueller Wasserlehrpfad bietet dafür den perfekten Einstieg und erarbeitet interaktiv die Grundlagen des Wasserkreislaufes.
Passend zu den realen und digitalen Entdeckungstouren gibt es bei swb fundierte Lernbroschüren zu den Themen Energie und Wasser, die in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Schule LIS Bremen entstanden. Als gedruckte oder digital verfügbare Exemplare stellen sie eine gute Vor- oder Nachbereitungsmöglichkeit zu den Besichtigungen dar – ebenso wie die kurzweiligen Videos zum Thema.
Als Kooperationsschule kann man bei swb noch tiefer hinter die Kulissen blicken. Die swb-Azubis präsentieren ihre Ausbildungsberufe und geben Tipps bei der Berufswahl. Gemeinsame Klimatage oder andere Events fokussieren aktuelle Themen und können ganze Jahrgänge involvieren.
Über die swb Bildungsinitiative werden Schulprojekte finanziell gefördert. Pfiffige und unkonventionelle Ideen aus allen Bereichen des Bildungsspektrums sind bei swb herzlich willkommen und werden durch eine fachkundige Jury bewertet. So konnten schon die tollsten Musik-, Theater-, MINT-, Sport- und Integrationsprojekte realisiert werden, bei denen die letzten finanziellen Mittel fehlten.
Vier Monate Praxis statt Theorie
Von einer Projektidee bis zur finalen Abschlusspräsentation ist es oft ein lange Weg - klar im Vorteil sind da alle, die Projektmanagement und Teamwork beherrschen. Als Kooperationspartner des Schulzentrums Vegesack unterstützt team neusta Schüler*innen bei der Entwicklung dieser Kompetenzen im Rahmen des Projektes »Theoprax«.
Dabei begleiten Mitarbeitende des erfolgreichen Software-Unternehmens Schüler*innen vier Monate als Sparringspartner und unterstützen sie dabei, eine vom team neusta entworfene Projektidee (z.B. »Einrichtung einer IT-Sammelstelle: Why e-waste it?«) zu realisieren - von der Konzeptentwicklung über die Dokumentation bis hin zur Abschlusspräsentation.
team neusta als Talententwickler
E-Commerce-Wissen für Studierende
hmmh ist Deutschlands führende Agentur im Connected Commerce. Seit über 25 Jahren beeinflusst die Agentur nationale sowie internationale Unternehmen bei der digitalen Transformation und beeinflussen mit Pioniergeist die Entwicklungen auf diesem Gebiet. Studierende in Bremen können sich daher freuen: Für sie hält Markus Haydl seit vier Jahren die Vorlesungsreihe »E-Commerce Anwendungen«. Er arbeitet bei hmmh als Director Customer Experience und gibt an der Universität seine Praxiserfahrung zu Themen wie Digitales Marketing und Customer Experience als Dozent weiter.
Workshop mit echten Fällen
RSM gehört zu den erfolgreichsten unabhängigen Prüfungs- und Beratungseinheiten in Deutschland. 250 der insgesamt rund 850 Mitarbeitenden betreuen in Bremen vorwiegend Familienunternehmen mit internationaler Ausrichtung. Im Rahmen ihrer Kooperation mit der Uni Bremen organisiert die Kanzlei seit 2012 einmal im Jahr einen Workshop für Studenten und Studentinnen des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften. Darin lösen die Teilnehmenden einen praktischen Prüfungsfall aus dem RSM-Tagesgeschäft. Auf diese Weise erhalten die künftigen Fachkräften ein berufspraktisches Bild vom Beruf des Wirtschaftsprüfers und können gleichzeitig erste Kontakte für Praktika oder Werkstudententätigkeiten knüpfen. Außerdem ist RSM in regelmäßigem Austausch mit Prof. Dr. Marx, Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls Steuerlehre.
Einblicke in den journalistischen Alltag
Wie wird man Fernsehreporter? Wie bereitet sich ein Radio-Sportreporter auf eine Live-Reportage in der Bundesliga vor? Und was unterscheidet eine Moderatorin eigentlich von einer Redakteurin? Praxisnahe Antworten darauf können Schülerinnen und Schüler der 8. bis 10. Klasse von erfahrenen Expert*innen bekommen: Reporter*innen, Moderator*innen, Redakteur*innen oder Nachrichtensprecher*innen von Radio Bremen besuchen auf Wunsch in Bremer Schulen, um über ihren Alltag zu berichten, Übungen mit den Jugendlichen zu machen und über das Mediengeschehen zu diskutieren . »90 Minuten Medienkompetenz« heißt das Doppelstundenformat, auf das sich Schulklassen ganz unkompliziert bewerben können.
Raumfahrt macht Schule
Seit 2018 kooperiert OHB SE mit dem Technischen Bildungszentrum Bremen-Mitte (TBZ), ein Jahr länger bereits mit dem Ökumenischen Gymnasium in Bremen. Das Ökumenische Gymnasium bietet seinen Schülern in der 10. Klasse eine Vertiefungsrichtung als Oberstufenprofil Luft- und Raumfahrt an. OHB unterstützt dabei im Rahmen der Vertiefungsrichtung mit praktischen Beispielen und Elementen aus dem Arbeitsleben. Weiterhin wird im Rahmen des Profils einmal jährlich ein Unternehmensbesuch bei OHB in Bremen ermöglicht. Darüber hinaus unterstützen wir das ÖG bei einem MINT-Camp, bei Praktikumsplätzen im Rahmen des Raumfahrtprofils sowie einigen weiteren Aktivitäten. »Die Schule ist wegen der diversen Schwerpunkte im Bereich Technik und Forschung, etwa im Bereich MINT – geradezu ideal, um junge Menschen schon in der Schule für unsere Bedarfe zu gewinnen«, kommentierte OHB-Personalvorstand Klaus Hofmann 208 den Start der Kooperation, die zu diesem Zeitpunkt in Bremen einzugartig war. »Zudem ist das ÖG auch eine sehr internationale Schule mit zahlreichen Aktivitäten und Partnerschaften in der ganzen Welt. Das macht diese Schule für ein so international aufgestelltes Unternehmen wie OHB mit 35 verschiedenen Nationalitäten in der Belegschaft doppelt interessant.«
Im Zentrum der Vereinbarung mit dem TBZ steht ebenfalls der Unterricht im Profil Luft- und Raumfahrt von der 9. bis 12. Klasse. Er wird zum Teil durch Studierende des Dualen Studiums bei OHB erteilt. Außerdem unterrichten OHB-Ingenieure an der Schule den Leistungskurs Raumfahrt.