Freiwillige vor!

200.000 Bremer:innen sind ehrenamtlich aktiv - und tragen damit zu einem solidarischen Gemeinschaftsgefühl in der Großstadt bei. Wie freiwilliges Engagement aussehen kann und warum es ein Gewinn für beide Seiten ist, haben uns drei Bremer:innen geschildert.

»Mit meinem Beruf jetzt kann ich das Engagement gut vereinbaren. Am Freitag hab ich früher Feierabend, an den Wochenenden besteht die Möglichkeit, mehr Zeit miteinander zu verbringen « 

Holger Cornely
 

Holger Cornely ist Pate eines zehnjährigen Jungen

»Ich habe gerade erst vor einem Monat im Patenschaftsprojekt mitKids Aktivpatenschaften eine Patenschaft für einen zehnjährigen Jungen übernommen, den Robert. Ein sehr aufgeweckter und begeisterungsfähiger Junge. Roberts Mutter ist alleinerziehend und wie ich berufstätig und kann die Unterstützung gut gebrauchen. Ich treffe mich mindestens einmal die Woche mit Robert, letztes Wochenende haben wir zusammen gegrillt, manchmal hängen wir auch nur gemeinsam ab. Gerade sind wir sozusagen noch in der Probezeit, aber ich, Robert und seine Mutter sind uns eigentlich schon einig, dass wir die Patenschaft beibehalten wollen. Ich wollte schon länger ehrenamtlich etwas mit Kindern machen und bin da quasi „vorbelastet“: 

Vor dreißig Jahren habe ich meinen Zivildienst in einer Kita absolviert und war danach Au-pair-Boy in Kalifornien und habe dort auf die drei Kinder der Familie, bei der ich gelebt habe, aufgepasst. Mit meinem Beruf jetzt kann ich das Engagement gut vereinbaren. Am Freitag hab ich früher Feierabend, da hab ich dann schon am frühen Nachmittag Zeit, und unter der Woche kann ich auch spontan was mit Robert zusammen unternehmen. An den Wochenenden besteht die Möglichkeit, mehr Zeit miteinander zu verbringen.«

»Wir unterstützen Frauen dabei, ihre Ziele zu definieren, selbstständig zu werden und Teil der bremischen Gesellschaft zu werden.« 

Hala Zaidan

 

Hala Zaidan ist beim Arabischen Frauenbund e.V. aktiv

»Ich bin vor fünf Jahren nach Deutschland gekommen und lebe seitdem in Bremen. Nach zwei Monaten in der Stadt habe ich begonnen, mich beim Arabischen Frauenbund e.V. zu engagieren. Zuerst war ich bei den wöchentlichen Kennenlernentreffen dabei, bei denen Frauen aus allen Ländern miteinander ins Gespräch kommen. Da sind Frauen dabei, die schon lange oder schon immer in Deutschland leben und Frauen, die neu in der Stadt sind. Während der Corona-Zeit haben wir uns dann über Zoom getroffen. Außerdem gebe ich kleinen Kindern im Verein ehrenamtlich Arabischunterricht. Von Beruf bin ich Arabischlehrerin.

Inzwischen biete ich auch den kostenlosen Kurs „Arabisch als Fremdsprache“ für deutschsprachige Frauen an. Der Arabische Frauenbund e.V. hat fünf Ziele: Integration, Gleichberechtigung, Sprachunterricht, Gesundheit und Förderung von Kindern. Wir unterstützen Frauen dabei, ihre Ziele zu definieren, selbstständig zu werden und Teil der bremischen Gesellschaft zu werden. Seit vier Jahren bin ich auch im Vorstand aktiv. Ich weiß, wie wichtig es ist, dass man sich kennenlernt und Gemeinschaften mit anderen bildet. Gerade über die Gesprächskreise entstehen Kontakte und Verbindungen auch zu Menschen, die schon immer in Deutschland gelebt haben. «

Website des Arabischen Frauenbundes

»Inzwischen kennen wir uns hier sehr gut und sollte ich mal einen schlechten Tag habe, versuchen die Teilnehmenden oft, mich zum Lachen zu bringen. « 

Stella Dannemann

 

Stella Dannemann engagiert sich im Martinsclub

»Bevor es losging mit Corona, habe ich den offenen Donnerstagstreff im Martinsclub in der Neustadt mitbetreut. Der Treff wurde von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung besucht, also sowohl von den Bewohner*innen des Martinsclub als auch von Gästen. Angeboten wurden Spiele, ein Abendessen und eine Disco. 

Kennengelernt habe ich den Martinsclub über ein Sozialpraktikum von der Schule aus. Als das Praktikum zu Ende war und ich mich verabschiedet habe, fanden das alle, mit denen ich in der Zeit zu tun hatte, sehr traurig. Sie haben mich gebeten, zu bleiben. Seitdem habe ich dort gerne ehrenamtlich weitergemacht.

Inzwischen bin ich seit drei Jahren im Martinsclub aktiv. Gerade können wir, wegen der Corona-Einschränkungen, keine Disco anbieten. Aber dafür gibt es Alternativen: Zum Beispiel ein Filmenachmittag für eine Gruppe von zehn Personen. Und auch das macht sehr viel Spaß! Ich bekomme so viel positives Feedback zurück. Inzwischen kennen wir uns hier sehr gut und sollte ich mal einen schlechten Tag habe, versuchen die Teilnehmenden oft, mich zum Lachen zu bringen. Jede*r, der solch eine Chance bekommt, nutzt diese und probiert es aus. Ich kann das Zusammensein mit Menschen mit Beeinträchtigung nur empfehlen. Man kann dort viele tolle Erfahrungen machen und verliert Vorurteile gegenüber Menschen mit einer Behinderung. Ich kann mir inzwischen auch gut vorstellen, später beruflich in diesem Bereich zu arbeiten.«

Website des Martinsclub

 

Text: Sandra Lachmann und Benjamin Moldenhauer


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