Wohnen im Alter: Drei Fragen an Rolf Specht
Bedürfnisse ans Wohnen hängen stark von der Lebensphase ab, in der wir uns jeweils befinden. Über unsere letzte Lebensphase, das hohe Alter, denken wir nur ungern nach - doch gerade dann ist es wichtig, ein passendes bestärkendes Umfeld zu finden. Wie das aussehen kann, weiß Rolf Specht. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Specht Gruppe. Das Unternehmen plant und realisiert Seniorenresidenzen und Pflegeeinrichtungen. Im Gespräch hat er skizziert, wie vielfältig und modern diese Häuser sein können.
Herr Specht, wie hat sich Wohnen im Alter in den zurückliegenden Jahren verändert?
Das Leben ist ein stetiger Wandel, dementsprechend hat sich auch das Wohnen im Alter verändert. Als wir in den 90er Jahren unsere ersten stationären Pflegeeinrichtungen erstellt und betrieben haben, zogen Seniorinnen und Senioren ein, die etwa 70 Jahre alt waren. Sie lebten teilweise zehn Jahre und länger in unseren Seniorenresidenzen. Heute hingegen ist es so, dass sich 70-Jährige sogar noch zu jung für das Betreute Wohnen fühlen! Sie möchten so lange wie möglich in ihrem eigenen Zuhause bleiben, wenn nötig von einem ambulanten Pflegedienst versorgen lassen und darüber hinaus häufig sogar eine Tagespflege-Einrichtung besuchen, wo sie von 8 bis 16 Uhr medizinisch und pflegerisch versorgt werden. Eine stationäre Pflegeeinrichtung hingegen wird regelmäßig von Seniorinnen und Senioren gewählt, wenn eine adäquate Versorgung auch mit Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes im häuslichen Wohnumfeld nicht mehr möglich ist - zum Beispiel bei einer schweren demenziellen Veränderung oder körperlichen Beeinträchtigungen – und eine Versorgung rund um die Uhr sichergestellt werden muss. Aufgrund dieser Entwicklung hat sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in einer Pflegeeinrichtung deutlich reduziert.
Was bedeutet das für die Planung von Seniorenresidenzen und vergleichbaren Einrichtungen?
Stationäre Pflegeeinrichtungen werden nach wie vor gebraucht – sie wird es immer geben. Die Verfügbarkeit von stationären Pflegeplätzen ist aktuell schon begrenzt und die heutigen Prognosen sehen einen Mangel an über 400.000 Pflegeplätzen bis zum Jahr 2040 voraus. Trotzdem schauen wir genau hin, in welcher Stadt oder Gemeinde die Pflegeplätze tatsächlich benötigt werden. Auch da gibt es erhebliche Unterschiede.
Zudem halten wir es für wichtig, unterschiedliche Wohn- und Pflegeangebote für Seniorinnen und Senioren auf einem Grundstück zu schaffen. Neben einer Pflegeeinrichtung entstehen zumeist noch barrierefreie Wohnungen, evtl. eine Tagespflege, Gewerberäume oder eine Kita – im Prinzip ein „Senioren-Campus“. Für ältere Menschen bringt es den Vorteil, dass sie in eine barrierefreie Wohnung ziehen können, die benötigten Pflegeleistungen über einen ambulanten Pflegedienst beziehen und nicht mehr ihre vertraute Umgebung wechseln müssen, wenn sie doch so sehr pflegebedürftig werden, dass sie in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden müssen. Die von uns konzipierten Pflegeeinrichtungen ähneln zudem sehr einem modernen Hotel, in denen unsere Bewohnerinnen und Bewohner auch zwischen unterschiedlichen Zimmerkategorien wählen können; neben Einzel- gibt es auch Komfortzimmer sowie Pflegesuiten. Wir erleben, dass ältere Menschen heutzutage immer mehr Geld auch für sich anstatt für die Enkel ausgeben und sich im Alter auch noch etwas gönnen mögen.
Die Specht Gruppe aus Bremen ist seit 1988 als Projektentwickler und Bauträger am Markt und hat bereits mehr als 100 Pflegeimmobilien realisiert. Zur Unternehmensgruppe gehören außerdem eine stationäre und ambulante Rehaklinik sowie ein Ambulanter Pflegedienst als auch rund 500 Senioren-Wohnungen in Bremen und Niedersachsen.
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Wie sähe für Sie persönlich die perfekte Wohnsituation aus, wenn Sie einmal alt sind?
Sicherlich teile auch ich den Wunsch der meisten Menschen, so lange wie möglich im häuslichen Umfeld leben zu dürfen. Allerdings ist das Prinzip der stationären Pflegeeinrichtung grundsätzlich richtig und wichtig. Man kann bei einer entsprechenden Pflegebedürftigkeit mit gleichaltrigen Menschen den Tag verbringen und muss keine Einsamkeit fürchten. Der Tag startet mit einem gemeinsamen Frühstück, dann wird zusammen mit einer Betreuungskraft Zeitung gelesen, danach vielleicht ein Spaziergang gemacht. Dann gibt es auch schon ein frisch zubereitetes Mittagessen, bei dessen Zubereitung man vielleicht sogar mitgeholfen hat. Nach der Mittagsruhe, die bei schönem Wetter im Garten oder dem Balkon verbracht wird, steht schon wieder Programm an, wenn man möchte: vielleicht eine Einkaufsfahrt oder Gymnastik oder es kommt Besuch bei Kaffee und Kuchen. Abends gibt es ein leckeres Abendessen bei einem schönen Gläschen Wein. Während des ganzen Tages habe ich die Sicherheit, von ausgebildetem Personal umgeben zu sein, die unterstützen oder helfen können, wenn es notwendig wird. Letztendlich ist es wie ein Leben im Hotel, und zwar „all inclusive“. Ich gebe zu, dass ich mir den Ruhestand auch im mediterranen Klima vorstellen könnte, zum Beispiel in Italien, wo wir gerade beginnen, moderne Senioren-Wohnanlagen zu realisieren.
Die Fragen stellte Sandra Lachmann.