Daniela Schmidt bringt frischen Wind für Geschlechtergerechtigkeit

Den Begriff »Role Model« mag Daniela Schmidt eigentlich nicht so gern. Doch nun hat es sich ergeben, dass die 40-jährige Juristin Anfang des Jahres in den Vorstand des Raumfahrtunternehmens OHB SE berufen wurde. In dem fünfköpfigen Gremium ist sie die einzige Frau und zuständig für die Bereiche Nachhaltigkeit, Integrität, Recht und Unternehmenssicherheit. Die Vereinbarkeit von Karriere und Beruf oder die Förderung von Frauen in Führungspositionen gehört streng genommen nicht dazu. Auch nicht die Aufgabe, sich Gedanken darüber zu machen, wie mehr Mädchen und junge Frauen dazu gebracht werden können, sich für Berufe aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu begeistern, die berühmten MINT-Fächer eben.

Text: Günther Hörbst; Fotos: Hannes van der Fecht

Frischer Wind für Geschlechtergerechtigkeit

Und dennoch tut sie es. Sogar sehr leidenschaftlich. Trotz eines Schocks gleich zum Start in ihrem neuen Job: in der Nacht zu Neujahr 2022 wurde ein Brandanschlag auf eines der Gebäude von OHB am Standort Bremen verübt und Daniela Schmidt war als zuständige Vorständin sofort im Krisenmanagement gefordert. Nach ein paar Wochen aber, als die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz des Unternehmens auf den Weg gebracht waren, nutzte die gelernte Bankkauffrau Gelegenheiten, sich mit den Botschaften zu den Themen der Geschlechtergerechtigkeit zu Wort zu melden. Sie will im Vorstand für »etwas frischen Wind« sorgen, sagt sie selbstbewusst. Und für einen anderen Blickwinkel auf diese Themen, die sie parallel zu ihren Fachthemen nach vorne bringen will.
Ihr eigenes Unternehmen OHB SE sei schon auf einem guten Weg. »Das zeigt ja mein eigener Karriereweg«, sagt Schmidt. Sie begann 2014 in der Rechtsabteilung, hat 2016 und 2020 während der OHB-Jahre ihre beiden Kinder bekommen. »Wenn das Unternehmen nicht Rücksicht auf die Situation in meiner Familie nehmen würde, könnte ich den Job gar nicht machen«, sagt Schmidt. Doch insgesamt müsse sich auch OHB mehr um die Förderung von Frauen in technischen Berufen kümmern. 
 

Veränderung durch Familienförderung

Zwar gebe es einzelne Unternehmen im Konzern, die auf einen Frauenanteil von 50 Prozent kämen, im Gesamtkonzern beträgt er jedoch nur rund 20 Prozent. »Wir müssen noch viel mehr machen, um schon frühzeitig auch Mädchen an technische Berufe heranzuführen«, sagt sie. Ein Schlüssel dazu ist aus Sicht von Daniela Schmidt Familienförderung. 

 

 

»Wir bekommen eine andere Prägung in der Gesellschaft bezüglich der Rollen von Frauen nur hin, wenn wir auch die Männer mit ins Boot holen. Wir müssen dafür sorgen, dass Väter den Kindern selbstverständlich auch sagen: Mama ist erfolgreich, Mama macht Karriere, Mama arbeitet

Ihr ist klar, dass diese Bewusstseinsänderung vermutlich noch mindestens eine Generation dauern wird. Beschleunigen lässt sich das deshalb nach Schmidts Überzeugung nur durch eine Quotenregelung. »Ich war am Anfang meiner Karriere gegen die Quote«, sagt sie. »Mir ist aber klar geworden, dass meine Tochter in 20 Jahren nur dann nichts mehr mit den Themen zu tun haben wird, über die wir hier reden, wenn wir die Strukturen durch eine Quote aufbrechen.« 
 

Weibliche »Role Models« bei OHB

Die Quote ist für Daniela Schmidt allerdings kein Allheilmittel. »Wie wollen wir die Hälfte der Vorstandsposten mit Frauen besetzen, wenn nur ein Fünftel Absolventinnen in die Firmen kommen?« An dem Punkt kommt sie wieder zurück zum Thema Role Model. »Es ist sehr wichtig, dass es Frauen gibt, die anderen mit ihrem Berufsweg als Vorbild dienen«, sagt Schmidt. »Wie unsere Gründerin Christa Fuchs: sie hat 1981 den kleinen Reparaturbetrieb Otto Hydraulik Bremen übernommen. Ohne diese Frau würde es das heutige Unternehmen OHB nicht geben.«

 


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