»Wir müssen die Kids von der Straße holen« heißt es oft, wenn über soziale Brennpunkte diskutiert wird. Die Teams von Hood Training machen es genau andersherum: Sie gehen raus zu den Kindern und Jugendlichen – und machen aus der Straße ein Fitnessstudio.
Der 38-jährige Daniel Magel weiß genau, wie es sich anfühlt, zwischen Hochhäusern ohne klare Perspektive als Teenager die Zeit totschlagen zu müssen. »Entweder kommst Du auf dumme Gedanken oder du machst Sport«, erinnert er sich im Interview mit der WFB-Wirtschaftsförderung.
Der gebürtige Kasache entschied sich gegen Kriminalität und Drogen, für Boxen und Street Workouts – und habe so die Kurve bekommen. Diese Erfahrung gibt er inzwischen in großem Umfang weiter: Sein 2010 in Bremen-Tenever gegründetes Sozialunternehmen Hood Training bringt mit einer Kombination aus Calisthenics und anderen Sportarten Heranwachsende in Bewegung. Auf Spielplätzen, zwischen Häusermauern, in Freizeitzentren oder auch an Schulen. Das niedrigschweillige Angebot kommt denen zugute, die sich Sport in Vereinen nicht leisten können. Ein Konzept, das sich deutschlandweit durchgesetzt hat.
Was Daniel außerdem mit seinen 12 Angestellten und viele ehrenamtliche Mitglieder auf die Beine stellt: Grafitti-Workshops, Streetjams, eine App zum Alleintrainieren Musikvideos und die Planung von Sportgeräten und Spielplätzen, mit denen seiner Ansicht nach Kinder und Jugendliche viel mehr anfangen können als mit den Standard-Spielgeräten aus dem Katalog.
Corona hat eindrucksvoll gezeigt, dass Kinder und Jugendliche auch außerhalb der Schule und des eigenen Zuhauses Orte und Aktivitäten brauchen, an denen sie neue Erfahrungen machen und Talente ausleben können. Anderenfalls mündet Langeweile auch mal in Vandalismus und Tätlichkeiten. Menschen wie Daniel Magel zeigen, dass es manchmal nicht mehr braucht als ein Springseil und ein offenes Ohr, um aus sozialen Brennpunkten soziale Treffpunkte zu machen, an denen sich Kinder und Jugendliche ausleben und weiterentwickeln können.